Wein aus Südafrika 400 Jahre europäisch geprägte Weinkultur. Große klimatische Bandbreite. Berührende soziale Projekte. Nach Apartheid Wandel in der Weinkultur durch Einführung europäischer Qualitätsreben. Die ersten, vorwiegend aus Holland stammenden Siedler hatten beim Weinbau keine glückliche Hand. So kam der Ostindienkompagnie Ende des 17. Jahrhunderts der Exodus vieler Hugenottenfamilien aus der Provence und dem Loiregebiet gelegen. Da Wein viel länger haltbar war als Wasser, war er als Schiffsproviant für nach Asien reisende Schiffe attraktiv. Die vorwiegend aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammenden Auswanderer bekamen die Schiffspassage und die ersten 30 ha Land kostenlos, wenn sie sich zum Bleiben verpflichteten. Im Gegensatz zur Arbeit in den Weinbergen ist der Besitz von Weingütern auch heute, 30 Jahre nach Ende der Apartheid, eine weitgehend weiße Angelegenheit, wenngleich in vielen Betrieben eine gewisse Demokratisierung und Öffnung feststellbar ist. Umso spannender fanden wir, dass es Weingutsbesitzer gibt, die versuchen, ihre meist farbigen Mitarbeiter tiefer in den Betrieb einzubeziehen oder über soziale Initiativen dafür sorgen, dass statt Tagelohn feste, verlässliche und sichere Arbeitsverhältnisse entstehen und die Mitarbeiter und ihre Familien die Chance bekommen, wenigstens in bescheidenem Ausmaß eigenen Besitz zu schaffen. Am konsequentesten setzt das die Stellar Winery um. Hier sind die Arbeiter am ursprünglichen Betrieb mit 25 % beteiligt. Parallel entsteht ein neuer Betrieb, der großflächig (biologische und teils biodynamische) Weinberge anlegt, die zu zwei Dritteln im Besitz der Arbeiter sind. Weinkulturell sind die südafrikanischen vielleicht die europäischsten Überseeweine und daher in Deutschland besonders beliebt. Das mag auch am regen Austausch önologischen Wissens liegen: Viele Europäer absolvieren zumindest ein Gastsemester an der Universität Stellenbosch, viele Südafrikaner haben eine Ausbildung in Norditalien oder Bordeaux genossen. ÜBERSEE S·323
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