EDITORIAL … halb leer: Traditionelle Weinländer wie Spanien und Frankreich werden zu Bierländern. Die Chinesen bauen ihren Wein jetzt selber an (nachdem wir ihnen gezeigt haben, wie das geht). Viele jüngere Konsumenten finden Kiffen lustiger als Weintrinken (wie Herr Lauterbach?). Die Babyboomer Generation war die wichtigste Stütze des deutschen Weinkonsums. Nun wird sie richtig alt und verträgt nicht mehr so viel. Allein Frankreich will mit EU-Mitteln finanziert 100.000 Hektar Weinberge ausreißen. Das entspricht in etwa der gesamten Rebfläche Deutschlands. … halb voll: Schon seit den letzten Monaten des Jahres 2023 wächst der Konsum von Biolebensmitteln wieder. Davon wird längerfristig auch das Bioweingeschäft profitieren. Viele Menschen trinken etwas weniger Wein, aber dafür besseren. Das Billigweinsegment schrumpft, mittlere Qualitäten versprechen Wachstum. Not macht erfinderisch, das sorgt für eine nie gekannte Vielfalt an Geschmacksrichtungen und Weinstilen. Neue Angebote bereichern den Markt: alkoholfreie und alkoholreduzierte Weine, feine Weinmixgetränke, Naturweine, Weine aus pilzresistenten Zukunftssorten. Als Bioweinhändler schauen wir zurück auf eine lange Phase positiver Marktentwicklung und sich gut entwickelnder Geschäfte. Auch viele (die meisten) Biowinzer haben ihre Entscheidung, auf Bioanbau umzustellen, sicher nicht bereut. Die Betriebe haben sich positiv entwickelt, sind gewachsen, können sich über eine gegenüber ihren konventionellen Nachbarn erfreuliche Wertschöpfung freuen. In vielen Regionen stehen Biobetriebe an der Spitze der Qualitätspyramide. Nun sorgen die allgemeine Konsumzurückhaltung und ein sich veränderndes Trinkverhalten erstmals auch im Bioweinbereich für lange Gesichter. Das ist mühsam, Veränderung liegt in der Luft. Ich gehe davon aus, wir alle wollen, dass auch unsere Kinder und Enkel vernünftig auf dieser Erde leben können. Dann gehört dem Bioweinanbau die Zukunft. Europaweit wird auf 3 % der Landwirtschaftsfläche (konventionell) Wein angebaut. Auf diesen Flächen werden (je nach Quelle) 15 – 20 % der gesamt verbrauchten Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Das kann so nicht bleiben! Zunehmend werden kritische Verbraucher verlangen, dass die vielen in Marketingabteilungen wohlklingend gemachten Nachhaltigkeitsversprechen auch eingelöst werden. Hier Vorreiter zu sein bzw. zu werden, eröffnet neue Chancen. Anständig schmeckende Weine gibt es wie Sand am Meer. Weine, die beispielhaft den Weg in die Zukunft weisen, sind noch eine Nische, wie es einst der Biowein war. Intelligente Verpackungen, CO2-optimierte Logistik, Ressourcen, Natur und Gesundheit schonender Anbau, Fairer Handel, hier zeigen Bioweine schon heute, wohin die Reise gehen wird. Das Glas ist … S·1
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