Wein aus Georgien Wiege des europäischen Weinbaus. Unbekannte Rebsorten und traditionelle Weinbautechniken. Meister des Ausbaus von Wein in Amphoren. Lange Genusskultur in Sachen Wein und Essen. Entdeckerland par excellence. Seit 7.000-8.000 Jahren wird in Georgien Wein an- und ausgebaut. Das Land gilt damit als die Wiege des europäischen Weinbaus. Erst später wurden beispielsweise die Griechen durch Exporte georgischen Weins auf dieses feine Getränk aufmerksam. Das Kreuz in der georgischen Orthodoxie ist aus Rebenholz gemacht, seit dem 4. Jahrhundert ist das Christentum Staatsreligion. Die georgische Ausprägung der Orthodoxie und der Weinbau gelten als die wichtigsten Symbole der Identität des Landes mit seiner wechselvollen, von zahlreichen Eroberungen geprägten Geschichte. Das kleine Land am Fuß des Kaukasus unterscheidet 4 Weinanbaugebiete: Kartlien, Imeretien, Ratscha und als bedeutendstes Kachetien. Die wichtigsten Rebsorten sind Rkatsiteli und rote Saperavi, die auch in anderen ehemaligen Ostblock-Staaten verbreitet sind. Rund 2/3 der Rebfläche sind mit roten Sorten bestockt. Verbreitet sind auch unveredelte Wildreben. Die weiße Rkatsiteli lässt sich über archäologische Funde mindestens 5.000 Jahre zurückverfolgen. Wie viele ehemalige Sowjetrepubliken hat Georgien eine bewegte jüngere Vergangenheit. Vor der Unabhängigkeit wurden 70% der Weinproduktion in Russland getrunken. Vom durch den (gekränkten?) Wladimir Putin verhängten Weinimportstop erholt sich das Land bis heute nur schrittweise. Schon Gorbatschows Prohibitationskampagne hatte viele Weingüter in Existenznot gestürzt. Die Umbrüche haben dafür die Modernisierung des Weinbaus beschleunigt. In diesem Zuge werden auch zunehmend internationale Rebsorten gepflanzt, neue, technisch moderne Kellereien entstehen. Parallel haben die alten, weltweit fast nur hier erhaltenen Weinaubaumethoden neue Aufmerksamkeit erhalten. Das Einmaischen mit den Füßen finden wir auch noch in Portugal, aber der mehrmonatige Ausbau mit Schalenkontakt in im Boden eingelassenen Amphoren oder Qvevri hat sich nur hier über die Jahrhunderte erhalten. Heute pilgern Weinproduzenten, Journalisten und Weinfreaks aus der ganzen Welt nach Georgien, und mancher neugierige (und vielleicht vom Edelstahl etwas gelangweilte) Winzer hat auf der Rückreise eine Amphore im Gepäck. S·312
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